Illustration
Hojin Kang
Menschsein im digitalen Zeitalter – darüber meditiert Hojin Kang in seinem künstlerischen Schaffen. Wo verorten wir uns, somatisch und mental? Womit füllen wir unseren Tag? Welchen Stellenwert hat Hiersein in der heutigen Gesellschaft?
Schon während seines Studiums hat Hojin Digitalität und deren Auswirkung auf den Menschen reflektiert. Nach einigen Semestern Kommunikationsdesign wechselte er zu Media Art Design. Grafik war auch hier das Fokusmedium, jedoch nicht im Screen, sondern übersetzt in Bühnenbildern, Projektionen und Lichtinstallationen. Der Übertrag vom Digitalen in den Raum hat Hojin fasziniert. Noch mehr jedoch die Wahrnehmung dieses Raumes, eine dritte Instanz also: der Mensch selbst. Die Art und Weise, wie Design und Kunst auf ihn einwirken – und warum.
Bei der Annäherung an seine Fragen bewegt Hojin sich stets in einem Spannungsfeld von Physis und Virtualität, von Emotion und Erkenntnis, von Bewusstem und Unbewusstem. Diese unterschiedlichen Ebenen der Auseinandersetzung findet Ausdruck in seinen Prints, aber auch in 3D-gedruckten Skulpturen, Videoarbeiten und interaktiven Medieninstallationen.
Seit der Geburt seines Kindes im Frühling 2021 hat sich Hojins Wahrnehmung von Räumen – im buchstäblichen, aber auch im gesellschaftlichen Sinne – noch einmal verändert. Und auch die von Zeit: Die Frage, welche Relevanz sein Tun hat, wenn diese begrenzt ist, prägt sein Schaffen maßgeblich. »Mindful Media« statt »Social Media«, das wäre ein Ansatz, den Hojin für sinnvoll erachtet. Innehalten statt ständig Output generieren. Atmen. Dieser existenziellsten Form der Interaktion hat Hojin bei seiner ersten Einzelausstellung »663.044.400« in der Stadtgalerie Saarbrücken einen eigenen Raum gewidmet. Es ist die Zahl der Atemzüge, die ein Mensch durchschnittlich im Laufe seines Lebens tätigt.
Hojin Kang lebt und arbeitet in Berlin.

