Kunst100 Kunstmarkt News - Ein Marktüberblick

Was passiert eigentlich auf dem Kunstmarkt? Der Kunstmarkt ist nicht gerade für seine Transparenz bekannt und durchlebt gerade eine ganz spannende Zeit. Wir von Kunst100 möchten euch gerne interessante News aus dem Kunstmarkt berichten und versuchen uns dabei so einfach wie möglich auszudrücken. 

Zum Anfang blicken wir auf den jährlichen “The Art Market 2020” Report, der von der Art Basel in Zusammenarbeit mit UBS veröffentlicht wird. Autorin des Reports ist die renommierten Kulturökonomin Dr. Clare McAndrew. In ihrem Bericht stellt sie eine umfassende und makrobasierte Analyse des globalen Kunstmarktes im Jahr 2019 aus und behandelt die wichtigsten Markttrends im Kontext umfassenderer wirtschaftlicher Veränderungen.

Was sind die wichtigsten Erkenntnisse?

  • Der Umsatz des globalen Kunstmarktes geht um 5 % leicht zurück
  • Die Anzahl der Kunstkäufe nimmt um 2 % leicht zu
  • Der Onlinehandel bleibt stabil und weckt Interesse bei jungen Kunstkäufern
  • Die junge Generation der Millenials führt den Kunstkauf an und gibt sechsmal mehr aus als ihre Vorgängergruppe der Boomers
  • Weibliche Kunstsammlerinnen geben mehr Geld aus als Männer
  • Weibliche Künstlerinnen werden insbesondere jetzt mehr im Markt repräsentiert 

Damit zeigt sich wie viel sich im Kunstmarkt verändert. Im weiteren haben wir euch interessante Erkenntnisse zu verschiedenen Themenfeldern zusammengefasst:

  • Globaler Umsatz: Der Umsatz erreichte 2019 schätzungsweise 64,1 Milliarden US-Dollar, was einem Rückgang von 5% gegenüber 2018 entspricht. Im Gegensatz dazu erreichte das Volumen der weltweit getätigten Transaktionen den höchsten Stand seit einem Jahrzehnt und wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 2% auf schätzungsweise 40,5 Millionen Verkäufe. Es wurden also mehr Kunstwerke verkauft allerdings für einen etwas kleineren Wert pro Kunstwerk.
  • Führende Kunstmärkte: Die USA bleiben als weltweit größter Markt mit 44% auf Platz 1 im Kunstmarkt. Trotz der Unsicherheit über den Brexit hielt das Vereinigte Königreich seine Position als zweitgrößter Markt mit einem Anteil von 20% (ein Rückgang von 9% gegenüber dem Vorjahr). China blieb mit 18% der drittgrößte Kunstmarkt (ein Rückgang von 1% gegenüber dem Vorjahr). Deutschland hingegen liegt mit 2% nach Frankreich auf Platz 5.
  • Kunstsammler- Jung und weiblich: Der Bericht enthält die Ergebnisse einer Umfrage unter 1.300 vermögenden Sammlern, die 2019 von UBS Investor Watch and Arts Economics in sieben Märkten durchgeführt wurde. Die jungen Millennial-Sammler waren die aktivsten Käufer und gaben am meisten aus. Insgesamt gab diese Käufergruppe innerhalb von 2 Jahren im Durchschnitt 3 Millionen US-Dollar für Kunst aus. Das ist mehr als das Sechsfache der Ausgaben von Seiten der Boomers. Da soll nochmal jemand sagen die jungen Leute interessieren sich nicht für Kunst;) Eine weitere interessante Entwicklung betrifft die weiblichen Sammlerinnen. Die Zahl der weiblichen Sammler ist zwar geringer, aber Frauen gaben in den letzten im Vergleich mehr für Kunst aus als Männer ( Kunstkäufe über 1 Millionen $  wurde von 34% der Frauen und “nur” 25% der Männer getätigt). Die befragten Sammlerinnen hatten im Durchschnitt auch größere Sammlungen als Männer. So besitzt ein Drittel der weiblichen Kunstliebhaberinnen eine Sammlung mit über 100 Kunstwerken (und nur 21% der Männer besitzen eine solch große Sammlung).
  • Online-Umsatz - bleibt stabil und weckt viel Interesse: Nach mehr als fünf Jahren kontinuierlichen Umsatzwachstums verlangsamte sich der Online-Markt 2019 mit einem geschätzten Umsatz von 5,9 Milliarden US-Dollar, was einem Rückgang von 2% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Anteil des Online-Umsatzes am Gesamtmarkt liegt aber weiter stabil bei 9%. Trotz des kleinen Rückgangs steigt das Interesse an dem Onlinekanal. Die Hälfte (48%) der Kunstsammler geben an Online-Plattformen zum Kauf von Kunst zu nutzen. Insbesondere die jüngeren Millennial-Sammler nutzen den Onlinekanal (92% dieser Gruppe haben Kunst bereits online gekauft).
  • Auktionszahlen - Verluste bei den Großen aber gewinn bei Privatverkäufen: Der Umsatz bei öffentlichen Auktionen erreichte 2019 24,2 Milliarden US-Dollar, ein Rückgang um 17% nach zwei Jahren Wachstum in Folge. Die Auktionsverkäufe gingen in allen führenden Märkten zweistellig zurück: in den USA, Großbritannien und China. Die Verlangsamung war weitgehend angebotsorientiert, da eine geringere Anzahl sehr hochpreisiger Lose zum Verkauf angeboten wurde. In Frankreich stieg der Umsatz jedoch um 16% auf den höchsten Stand aller Zeiten von 1,6 Milliarden US-Dollar. Auch die Privatverkäufe stiegen deutlich an, wobei alle großen Auktionshäuser in dieser Kategorie zweistellige Zuwächse verbuchten. Diese Entwicklung ist auch durch die politische und gesellschaftliche Lage geprägt. In Zeiten der Ungewissheit wird gerne auf die relative Sicherheit und Vertraulichkeit des Privatverkaufs zurückgegriffen.
  • Gender-Themen in der Kunstwelt: Der Bericht enthält erneut einen Überblick über Repräsentation von Künstlern und Geschlechterfragen und weist einen durchschnittlichen Anteil weiblicher Käufer im Händlersegment von 36% auf, was einem Anstieg von 9% gegenüber den 2018 gemeldeten Zahlen entspricht. Die Repräsentation von Künstlerinnen durch Galerien, die auf dem Primärmarkt tätig sind, stieg im Vergleich zum Vorjahr um 8% auf 44% der gesamt vertretenen Künstlerinnen, während ihr Anteil am Umsatz ebenfalls von 32% im Jahr 2018 auf durchschnittlich 40% im Jahr 2019 stieg.

Paul Donovan, Chefökonom von UBS Global Wealth Management, sagte: "Der Kunstmarkt spiegelt oft Trends und wirtschaftlichen Entwicklungen wider, die wir bei der Schaffung von Wohlstand sehen. Das Wachstum der Millennial und weiblichen Kaufkraft heute ist ein Teil davon. Aber selbst Ökonomen müssen zugeben, dass das Leben mehr ist als die Wirtschaft. Wahre Sammler sind von Leidenschaft und Wertschätzung für Qualität angetrieben. Kunst zahlt sich emotional aus und bereichert das Leben in einer Weise, die das BIP niemals erfassen kann."

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